Beurteilungen gehören zu unserem Leben: während der obligatorischen Schulzeit, am Arbeitsplatz anlässlich von Jahresqualifikationen, in der Lehre, an Weiterbildungen sowie bei Zwischen- und Abschlussprüfungen. Es gibt kaum einen Leistungsbereich, welcher nicht von Qualifikationen und Beurteilungen betroffen ist.
Aus welchem Grund sind Beurteilungen zum Teil Quelle von Unbehagen und Angst bei unseren Jugendlichen? Aus welchem Grund drücken wir uns Berufsbildnerinnen und Berufsbildner allzu oft davor, Beurteilungen zu verfassen und – vor allem – bei negativen Beurteilungen sie zu kommunizieren? Oft liegt es daran, dass sie wie ein Buch mit Sieben Siegeln verfasst werden und bei den Lernenden auch so daher kommen. Echt schade, denn transparent aufgebaut und professionell rüber gebracht, sind sie ein Schatz, aus dem wir Menschen unser Verhalten und unsere Handlungen festigen oder steuern und anpassen können.
Die Kunst fair zu beurteilen
Fair und professionell beurteilen beginnt mit einer objektiven Wahrnehmung. Objektiv Wahrnehmen heisst unvoreingenommen die Geschehnisse auf sich wirken lassen und dabei stets vor Augen zu halten, dass individuelle «Wahrnehmungsfehler» stets möglich sind und diese den Prozess der «Wahrnehmung» beeinträchtigen können. Wahrnehmen benötigt Zeit, innere Ruhe und eine positive Grundhaltung der Situation und der Person gegenüber.
Nachdem die Ereignisse wahrgenommen wurden, soll der Beobachter sie in einer zweiten Phase bewusst nochmals durch den Kopf, die Augen und die Ohren gehen lassen. Dabei sollt er sich mit folgenden Vorgängen und Gedanken beschäftigen:
- Was ist hier gerade abgelaufen?
- Was wurde gesagt?
- Wie wurde das gesagt?
- Was konnte ich dabei «objektiv» beobachten, hören, fühlen?
Diese Phase soll zeitnah passieren, damit möglichst präzis das Wahrgenommene festgehalten wird.
Anschliessend kommt die Beurteilung. In jeder Situation sollten wir uns für die Beurteilung auf transparente und nachvollziehbare Faktoren stützen, damit sie objektiv und professionell rüber kommt. In einer erwachsenen Welt ist es ein Zeichnen von Wertschätzung und Fairness, wenn die Beurteilungskriterien am Anfang der Beurteilungsperiode bekannt gegeben werden. Die Beurteilungskriterien sollen eine kurze Beschreibung beinhalten, sowie positive wie negative Merkmale enthalten, damit eine Abstufung überhaupt möglich ist.
Beurteilen als Führungsinstrument
Richtig aufgebaut und auf Indikatoren gestützt, werden Beurteilungen somit zu einem wichtigen Führungsinstrument. Positive Ereignisse, Aktionen und Reaktionen eines Lernenden werden so zurückgemeldet, dass sie wie eine echte Bestätigung des eigenen Verhaltens dienen und darüber hinaus zur Stärkung der Selbst- und Sozialkompetenzen dienen. Ausserdem sind positive Rückmeldungen ein Motivationsschub und geben Energie, um die nächsten Aufgaben zu bewältigen.
Die Rückmeldung von negativen Ereignissen dient der Verbesserung des individuellen Verhaltens und helfen sich weiterzuentwickeln. Ein Mehrwert für das Individuum und die ganze Firma.
Lernen Sie die wichtigsten Punkte für professionelles Wahrnehmen und Beobachten kennen und geben Sie saubere Beurteilungen ab.