Leadership und Digitalisierung, Transformation, New Work, Arbeit 4.0, Industrie 4.0 – Aktuell werden Führungsleute überrollt mit den neuen Anforderungskatalogen für die Arbeitswelten der Zukunft. Frank Eilers ist Keynote Speaker zu Zukunftsthemen wie Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit und meint hierzu: «Keiner weiss wirklich, was kommen wird. Aber mit dem richtigen Mindset, ist man bereit für die Zukunft und für die Herausforderungen des NEW WORK.»
Am alljährlichen „Must Be Event“ für Führungspersonen, dem WEKA Leadership Forum treffen sich im Technopark in Zürich zwecks Networking und Wissenstransfer Menschen, die täglich mit dem Thema Leadership konfrontiert sind. Das Motto 2019 heisst: Die Gewinner der Transformation sind diejenigen, denen es gelingt, die Menschen mitzunehmen. Mit dabei: Frank Eilers, ein anerkannter Experte für Zukunftsthemen, unter anderem Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Arbeit 4.0. Er wird spannende Einblicke in die Zukunft der Arbeit ermöglichen und aufzeigen, was heute ist und morgen sein wird. Dennoch meint er: «Keiner weiss auch nur irgend etwas», und erörtert, warum Haltung der Leuchtturm in der neuen Arbeitswelt ist.
NEW WORK basiert auf Augenhöhe, Wertschätzung und Vertrauen
«NEW WORK» ist diesbezüglich aktuell eines der omnipräsenten Schlagwörter. Frank Eilers sieht – mit Blick auf die nähere Zukunft – die wichtigsten Leadership-Aspekte im «NEW WORK» bei der Erkennung, was sich bei einem selbst und im Umfeld verändert: «Meiner Meinung nach gibt es aus der Sicht einer Führungskraft Veränderungen in der Umwelt, in der eigenen Organisation, bei den Mitarbeitern und auch bei der Person selbst. Wir sehen dramatische Veränderungen in der Umwelt, im Umfeld der Unternehmen. Es gibt ständig neue Wettbewerber, die Märkte wandeln sich im Monatstakt. Innerhalb der Organisation verändert sich daraufhin sehr viel: Wie reagieren wir auf diesen Wandel? Wie werden neue Ideen und potentielle Geschäftsmodelle aufgenommen? Was setzt sich wie durch? Die vielzitierte «Sandwich-Position» wird noch viel stärker ausgeprägt, weil der Druck der Veränderung enorm ist.» Darüber hinaus verändern sich die Mitarbeiter, die eine andere, modernere Sicht auf das Thema Führung haben. Es gehe um Augenhöhe, Wertschätzung und Vertrauen, sagt Eilers. Leider seien «Manager der ganz alten Schule» noch überall zu finden.»
Hier kommen moderne Ausbildungen, wie der Lehrgang zum Betrieblichen Mentor / zur Betrieblichen Mentorin mit eidg. Fachausweis ins Spiel. Daniel Herzog, Geschäftsführer der Lernwerkstatt Olten: «Betriebl. Mentoren/-innen agieren kompetent als Berater/in, Coach und Trainer/in und nehmen das Unternehmen als ganzheitliche, sich stetig entwickelnde Organisation wahr. Sie verfügen über ein erweitertes Profil, um Organisationen für die Zukunft fit zu machen. Dabei haben sie den betrieblichen Nutzen im Fokus.»
Die Leader der Zukunft sind «Ermöglicher» und Zukunftsgestalter
Führungskräfte beschäftigen sich heute immer mehr mit den tiefgreifenden Fragen dieser Zeit. Was ist meine Mission, welche Vision habe ich für mich? Man hinterfrage Werte, Normen und Gewohnheiten. Diese Entwicklung sei sehr positiv, koste aber auch Energie, so Eilers. Er plädiert, dass man als Führungskraft alle Ebenen für sich managen müsse. Das sei einer der Kernaspekte von NEW WORK. Die Führungskraft der Zukunft ist ein Coach, ein Mentor, ein Brückenbauer, Ermöglicher und Zukunftsgestalter. Mitarbeiter werden nicht mitgenommen, sondern beteiligt. «Das ist eine ganz andere Dimension und das muss man lernen. Die Fragen, die ich mir oft stelle: Was wird mit den alten Führungskräften, die sich nicht wandeln können, wollen oder auch dürfen? Tauscht man diese aus? Werden diese proaktiv geschult? Gibt es bald eine Ausbildung dafür? Kann man in zehn Monaten zur Führungskraft 4.0 mutieren? Darüber darf man nachdenken und darüber müssen wir reden.» Auf die Frage der passenden Ausbildung meint Herzog: «Der Fachausweis Betriebl. Mentor/in verfolgt genau diese Ziele, denn klassische Führungsmodelle haben ausgedient, und die Begleitung der Mitarbeitenden zu mehr Autonomie verlangt nach Führung auf Augenhöhe.»
«Darwinismus» im NEW WORK Zeitalter?
Am Leadership Forum wird Frank Eilers aber auch über das Thema Anpassung referieren. Folgen die Leader der Zukunft auch wieder einem «darwinistischen Muster»? «Natürlich. Darwin gilt auch hier. Die Organisationen verändern sich und damit auch die Menschen in diesen Organisationen. Wer seine «altmodischen» Tugenden verteidigen möchte, wird sehr viel Energie dafür aufwenden müssen. Am Ende wird es ein erbitterter Kampf gegen Windmühlen. Ein Beispiel: Ich habe neulich mit einem Unternehmen zusammengearbeitet, bei der die Hierarchie teilweise ersetzt wurde. Man spricht hier von einer agilen Schwarmorganisation. Interessant zu sehen ist, dass die Teammitglieder keine klassische Führungspositionen innehaben und tendenziell auch mit wenigen ehemaligen Führungskräften besetzt sind.» Die Führung werde inskünftig im Team übernommen und situativ aufgeteilt. In einer solchen Organisation werde, so Eilers, die nächste Generation aufgebaut: «Wer den gleichen «Mindset» hat, darf mitspielen, wer sich dagegen wehrt, wird vom Schwarm weder akzeptiert noch aufgenommen. Wenn wir diesen einen Fall auf die Wirtschaft als Ganzes übertragen, dann stehen wir vielleicht kurz vor einem Paradigmenwechsel, der die Arbeitswelt enorm verändern wird. Deshalb gilt für jede Führungskraft: Am Puls der Zeit sein, neue Perspektiven annehmen und neue Ideen ausprobieren: Ein Anpassen mit i-Tüpfelchen sozusagen.»
Utopie oder Realität?
Bleibt noch die Frage: Wann wird NEW WORK Realität? Eilers: «Es gibt unterschiedliche Definitionen oder Ansichten über NEW WORK. In den meisten Organisationen bedeutet NEW WORK mehr Flexibilität und eine höhere Mobilität beim Arbeiten. Selbstverantwortung wird ein Dauerthema. Für den Erfinder Fridtjof Bergmann ist New Work mehr: Es ist in gewisser Massen ein Gegenstück zum Kapitalismus. Wir arbeiten weniger, wir tun etwas, das wir wirklich wollen und mit 3D-Druckern und anderen Technologien können wir zu einer Art Selbstversorgung zurückkommen. Damit retten wir schlussendlich auch den Planeten, weil wir den Salat auch in einer Grossstadt-Altbauwohnung im Wohnzimmer anpflanzen und nicht aus Südeuropa transportieren müssen. Ob die Utopie von Bergmann real wird oder ob wir nur einzelne Komponenten davon sehen werden, ist schwer vorherzusagen. Ich glaube jedoch ganz fest daran, dass die Arbeit sich für sehr viele Menschen sehr positiv verändern wird.» Dies bedeute gemäss Eilers, dass wir weniger arbeiten müssen und mehr Zeit haben, um eigenen Träume zu verwirklichen. Der technologische Fortschritt mache es möglich: «Mehr Mensch trotz Digitalisierung. Das wäre doch auch irgendwie eine Utopie. Nicht ganz so extrem, wie die Welt von Bergmann, aber dennoch ein Zustand, den jede Gesellschaft in Europa bejahen würde.»