Anlässlich der SmartSuisse Fachmesse im April 2018 sagte Mike Vogt, einer der Experten und treibenden Kräfte für die «Smartifizierung» der Städte in der Schweiz, dass mittelfristig keine Stadt ohne «Digital Chief Officer» auskommen werde. Wir haben 2017 und im Frühjahr 2018 schon darüber geschrieben. St.Gallen hat nun Nägel mit Köpfen gemacht und einen «DCO» inthronisiert. Was bedeutet das für den Jobmarkt?
Mike Vogt ist in Sachen «Smart City» ein absoluter Kenner der Thematik, Initiator und Managing Director der «SmartSuisse»-Fachmesse in Basel. In naher Zukunft werde im Jobmarkt die «Smartifizierung» Einzug erhalten. Die Schaffung einer Fachstelle «Digital Chief Officer» ist erst der Anfang. Neue Berufsbilder und Jobs der Zukunft werden entstehen. «Jede Stadt wird früher oder später einen Chief Digital Officer haben, beziehungsweise haben müssen», sagt Mike Vogt. Die Daten sind nämlich das Gold der Zukunft, auch in einer Stadt. Bei der Smartifizierung geht es am Schluss einzig und allein um Daten und wie diese in eine höhere Lebensqualität umgemünzt werden können. «Je früher die Städte sich mit dieser komplexen Thematik befassen und Know-how aufbauen, desto besser. Wer sich diesem Trend verschliesst, wird einen hohen Preis dafür zahlen müssen», fügt Vogt hinzu. Es ist aber auch sehr wichtig, dass die Städte die Datenhoheit wieder an sich reissen, so Vogt.
Nun hat St.Gallen bereits einen «DCO» benannt und installiert, als erste Schweizer Stadt. Er heisst Christian Geiger und soll die Stadt vernetzen. Menschen, Dienste, Gebäude sollen miteinander vernetzt werden. Gespart werden sollen Kosten, Energie und Zeit, gesteigert die Lebensqualität und die Standortattraktivität. Was für mittelgrosse bis grosse Unternehmen und Konzerne bereits Realität ist, entsteht nun auch in Stadtverwaltungen. Die DCOs, sind für die digitale Transformation verantwortlich. Und man denkt nun auch in Bern laut darüber nach, eine spezielle «Smart City»-Fachstelle zu bilden mit einer «Smart City»-Managerin beziehungsweise mit einem «Smart City»-Manager.
Gefordert sind auch Digital HR-Fachleute und Betriebliche Mentoren/-innen
Smartifizierung ist besonders ein Thema bei den Fragestellungen rund um Transformation und Digitalisierung, wo auch die HR-Fachleute gefragt sind: Sind unsere Tätigkeiten zeitgemäss und ganzheitlich für die digitale Ära gerüstet? Oder haben unsere Prozesse, Strukturen sowie Systeme und Technologien Optimierungsbedarf? Aber wo soll man anfangen? Bei den Skills des Talent Acquisition Managers zum Beispiel? Um diesen Auswirkungen der Digitalisierung für Human Ressources Paroli bieten zu können gibt es immer häufiger Seminarangebote, die helfen, Bedürfnisse zu erkennen. Zum Beispiel stehen beim Digital HR-Seminar der WEKA genau die oben formulierten Fragen im Zentrum. Heute muss man in der Lage sein, Talent Acquisition innerhalb des HR und der Unternehmung ganzheitlich und wertschöpfend einzuordnen, die erfolgsentscheidenden Faktoren für die digitale Talent Akquisition zu erkennen und die Organisation und Strukturen müssen auf moderne Personalgewinnung getrimmt werden. «Ausserdem können neue Technologien nur erfolgreich sein, wenn diese von den Menschen, den Bürgern und Mitarbeitenden der Stadt, akzeptiert werden. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass zum Beispiel Betriebliche Mentorinnen und Mentoren sehr wichtig sind im Transformationsphasen in neuen Arbeitswelten, weil sie die Mitarbeitenden in solchen einschneidenden Veränderungsprozessen unterstützen», sagt Lernwerkstatt Olten-CEO Daniel Herzog.
Einbezug der Bevölkerung in der «Smart City»
Prinzipiell bedeutet Smartifizierung aber auch Einbezug der Bevölkerung: Der Dialog mit der Bevölkerung sei auch wichtig, weil beim Thema Smart City schnell die Angst da ist zum gläsernen Bürger zu werden, sagen Mike Vogt und alle anderen Experten. Es sei wichtig, immer datenschutzkonform unterwegs zu sein, dass die Informationen technisch sicher aufbewahrt werden und dass wir uns überlegen, welche Daten wir mit wem teilen möchten.
Ausserdem: Das Verhältnis Stadtverwaltung-Bürger war bisher eher eine Einbahnstrasse. Aber in dieser Einbahnstrasse gehe viel ungenutztes Potenzial verloren, betont Vogt. «Nehmen wir eine Stadt mit 10’000 Einwohnern als Beispiel. Das scheint auf den ersten Blick nicht viel zu sein. Aber wenn wir die Sichtweise ändern und uns diese Stadt als Firma mit 10’000 Mitarbeiten vorstellen, dann ergibt sich ein gigantisches Potenzial an Wissen und Erfahrungen!» Darum ist Einbindung und Engagement der Bürger in Zukunft so wichtig. Mike Vogt empfiehlt, sich mit ihrer Stadt intensiv auseinander zu setzen und ihre Wünsche und Nöte der Stadtverwaltung mitzuteilen. Bei den regionalen Energieversorgern könne man Energieberatungsgespräche beantragen und beispielsweise einen Vergleich verlangen, wie die Wohnung oder das Haus energetisch abschneidet und welche Massnahmen man ergreifen kann, um Energie und Geld zu sparen. Die Smart City beginne zu Hause und entwickle sich über die Quartiere auf das gesamte Stadtgebiet aus.