Unterrichten ist anspruchsvoll. Besonders dann, wenn man als Lehrperson aus der eigenen Routine gerissen wird. Während des Corona-Lockdowns war zu beobachten, wie unterschiedlich die einzelnen Lehrkräfte mit der Situation umgingen. Viele nutzten die Gelegenheit um sich digital fit zu machen und die Anwenderkompetenz zu steigern.
Es wurde viel geschrieben und berichtet über das grosse Engagement – oder eben den nicht erfolgten Leistungen – der Lehrerinnen und Lehrer in den obligatorischen Schulen während der Lockdown-Phase. Auffällig war vor allem der enorme Unterschied bezüglich Anpassung an die neue Situation und der Vorkenntnisse in Sachen moderner, digitaler Unterrichtsformen. Diskrepanzen gab es in der Analyse betreffend des Engagements zu Gunsten der Schülerinnen und Schüler bei den einzelnen Lehrpersonen. Zusammengefasst: Es gibt viele engagierte Lehrkräfte mit Ambitionen, sich für die Unterrichtsmethoden der Zukunft fit zu machen, die das Beste aus der Situation machten und die Gelegenheit nutzten, sich ins neue Zeitalter des Know-how-Transfers zu katapultieren.
Hohe Ansprüche an pädagogischen Fähigkeiten
Ja, von den Lehrerinnen und Lehrern wird viel verlangt und man hat mit gutem Grund hohe Ansprüche an ihre pädagogischen Fähigkeiten. Es geht hierbei nicht nur um Fachwissen, Wissenstransfer-Skills oder auch generell dem pädagogisch-didaktischen Geschick. Gute Lehrkräfte zeichnen sich auch aus, indem sie einen gut rhythmisierten Unterricht mit Übungs- und Korrekturphasen einbauen und die Schülerinnen und Schüler individuell besser machen. Das ist im Präsenzunterricht schon eine Herausforderung. Im digitalen Klassenzimmer potenziert sich diese Herausforderung noch zusätzlich. Dieser «Corona-Frühling» zeigte deutlich: Die Spreu hat sich deutlich vom Weizen getrennt.
Gestiegene Anwendungskompetenz versus «Digitales Nirvana»
Da gab es erfreulicherweise viele Klassen auf Sekundarschulstufe, die von sehr engagierten und motivierten Lehrpersonen durch die Homeschooling-Wochen begleitet wurden. Mit gut strukturiertem digitalen Unterricht und sattelfest im Umgang mit Digital und Blended Learning. Interaktion und Abwechslung wurde garantiert, genau so wie der eigentliche Wissenstransfer. Alles gut strukturiert mit Stundenplanung und klaren Aufgaben und Richtlinien. Leider gab es vereinzelt auch anderes zu beobachten: Einzelne Lehrpersonen, die sich wochenlang kaum meldeten, lose Aufgaben verteilten, unstrukturiert verfuhren und sich in Schutzbehauptungen verfingen, als es darum ging, warum man so wenig höre von ihnen und nach dem Grund gefragt wurde, wieso der Unterricht qualitativ und qualitativ so dürftig ausfalle. Aber immerhin, die Anwendungskompetenz ist generell gestiegen und mancheine/r im Lehrkörper ist geradezu über sich selbst hinausgewachsen. Einzelne jedoch, sind «Digitale Dinosaurier» geblieben.
Vorbildliche Umsetzung in der Erwachsenenbildung
Vorgemacht wie es geht haben es Weiterbildungsinstitute – speziell die Fachhochschulen, Höheren Fachschulen und Universitäten. Auch in der Erwachsenenbildung hat man die Gelegenheit als Chance gesehen und beim Schopf gepackt. Wir haben an dieser Stelle schon berichtet, über die erfolgreichen Umsetzungen bei bei der Lernwerkstatt Olten und der TEKO Basel. Weil man sich darauf vorbereitet hatte und die Zeichen der Zeit schon vor Ausbruch der Pandemie erkannte. Ausserdem waren der Wille und die Motivation vorhanden, ab Tag 1 des Lockdowns sofort weiter effizient und im Sinne der Teilnehmenden zu funktionieren. So sagt beispielsweise der CEO der Lernwerkstatt Olten, Daniel Herzog: «Soziale Nähe kommt im virtuellen Klassenzimmer zwar etwas zu kurz, und gewisse Inhalte können nur schlecht vermittelt und trainiert werden. Die Technologien werden sich aber rasant weiterentwickeln. Bald werden wir uns mit Virtual Reality-Brillen noch wirklichkeitsnaher im Bildungsumfeld bewegen. Und neue Technologien werden in Kürze weitere ungeahnte Möglichkeiten eröffnen. Der Mensch lebt zwar von der Begegnung und von sozialen Kontakten. Mittelfristig werden wir uns aber vermehrt in Blended Learnings Settings bewegen. Langfristig werden Präsenzveranstaltungen aufgrund neuer Technologien wohl stark zurückgehen.»
Die Lehrer-Schüler-Beziehung ist entscheidend
Der analoge Unterricht bleibt, das sagen auch alle Brancheninsider, wenn auch stark reduziert. Matchentscheidend für den Lernerfolg sei, so zeigen einige Studien, nicht nur die technische Ausrüstung einer Schule, sondern die Lehrer-Schüler-Beziehung. Die Interaktion zwischen den Menschen sei zentral. Die aufbauenden Rückmeldungen an Schüler, die dialogische Begleitung im Lernprozess ist und bleibt elementar. Daniel Herzog betont hierbei in seinen viel beachteten sechs Thesen zur Erwachsenenbildung der Zukunft: «Die Möglichkeiten der Digitalisierung öffnen Chancen für neue Methoden, die immer noch nahe am ursprünglichen Lernen des Menschen sind. Es werden auch laufend mehr spielerische Lernsettings und Applikationen entwickelt, die Teilnehmende in den Bann ziehen und entdeckendes Lernen ermöglichen.»