Das betriebliche Mentoring hat sich vom Trend zum «State of the Art» entwickelt. Denn die Unternehmen denken proaktiv. Es geht nicht mehr «nur» ums Coaching, sondern um eine ganzheitliche Herangehensweise. Betriebliches Mentoring gehört mittlerweile zum Standard in vielen Unternehmen. Ob es sich nun um kleinere KMU oder grössere Konzerne handelt.
In der Komplexität der heutigen Arbeitswelt wird von Personen mit beratenden Funktionen, von Coaching-Fachleuten und Trainerinnen und Trainern sehr viel verlangt. In den Betrieben ist deshalb das Mentoring ein zentrales Thema geworden, wenn es darum geht, innerbetrieblich Menschen auf einer beruflichen Etappe zu begleiten. Denn Mentoring ist mehr als Coaching. Bei den mehrschichtigen und vernetzten Aufgaben innerhalb der modernen Arbeitswelt ist dies nicht verwunderlich. Um dieser Aufgabe gewachsen zu sein braucht es die richtige Ausbildung und die Fachkenntnisse sowie natürlich die nötigen Kompetenzen. Diese werden mit dem Fachausweis Betriebl. Mentor/in erworben.
Keine «halben Sachen»
2014 erkannte das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI den neuen Berufstitel «Betriebl. Mentor/in mit eidgenössischem Fachausweis» offiziell an. Betriebliche Mentorinnen und Mentoren haben die vielseitige, spannende und herausfordernde Aufgabe, Menschen in ihrer Arbeitswelt, in ihren Lern-, Veränderungs- und Entwicklungsprozessen zu begleiten und zu fördern. In erster Linie geht es auch darum, dass ein/e Betriebliche/r Mentor/in die Personen im Unternehmen ganzheitlich begleitet und die «Tools» eines Trainers und Coaches verwendet sowie als vollwertige/r Berater/in agiert. Man macht also «keine halben Sachen». Ihre Polyvalenz ist gefragt. Und effizient ist man in dieser Rolle zuletzt auch deshalb, weil man selbst die Organisation sehr gut kennt. Die Mentorinnen und Mentoren begleiten in der Organisation, in der sie angestellt sind, Einzelpersonen in deren Arbeits- und Berufsfeld bei Lern-, Veränderungs- und Entwicklungsprozessen. Dabei haben sie den betrieblichen Nutzen im Fokus.
Hohe Anforderungen – hohe Wertschätzung
Konkret bedeutet das, individuelle Entwicklungsprozesse zu planen, durchzuführen und zu reflektieren. Bei Konflikten innerhalb des Betriebs unterstützen betriebliche Mentorinnen und Mentoren und gestalten zusammen mit den Betroffenen gangbare Wege aus der Krise. Die Anforderungen für diesen vielschichtigen Job sind hoch. Erfahrungen in der Führungsarbeit sowie als Coach, Berater/in oder Trainer sind zwingend erforderlich nebst einem hohen Mass an Sozial- und Selbstkompetenz.
«Mehr als Coaching…»
«Als Betriebl. Mentor/in agiert man sowohl als Berater/in, Coach und Trainer/in. Der Betrieb wird als ganzheitliche, sich stetig entwickelnde Organisation wahrgenommen. Mentorinnen und Mentoren verfügen über erweiterte Handlungsspielräume, um Organisationen für die Zukunft fit zu machen», sagt Regina Widmer, Geschäftsleitungsmitglied der Lernwerkstatt Olten mit Zusatztätigkeit als Coach/Mentorin. Dabei gilt zu beachten: Klassische Führungsmodelle haben ausgedient und die Begleitung zu mehr Autonomie verlangt nach Führung auf Augenhöhe. Widmer präzisiert: «Diese Fachleute verfügen über die erforderlichen personalen Kompetenzen und über eine ressourcenorientierte und wertschätzende Haltung.»
Die «Hydra» unter den Mentorinnen und Mentoren
In der griechischen Mythologie kommen mehrköpfige Wesen vor, die man als «Hydra» bezeichnet. Im Betrieblichen Mentoring wird von den Mentorinnen und Mentoren die Ausübung und Verkörperung von drei Rollen verlangt und sie sind gewissermassen innerbetrieblich eine «Hydra». Die drei Rollen unterscheiden sich. Dabei ist die differenzierte Einhaltung einer Rolle elementar.
1. Coaching
Coaching ist lösungs- und ressourcenorientiert. Der Kunde gibt dabei den Inhalt vor und erarbeitet – unterstützt durch den Coach – für ihn stimmige Ziele und Lösungen. Der Coach begleitet den Prozess und setzt durch systemische Fragemethoden und Tools Impulse, die Raum schaffen für die Erarbeitung von individuell passenden und nachhaltigen Lösungen. Der Coach gibt weder Ratschläge noch Tipps, sondern unterstützt seine Kunden, selbst Lösungen zu erarbeiten.
2. Beratung
Beratung wird als Wissenstransfer verstanden. Eine erfahrene Person mit fachlichem Expertenwissen gibt dabei ihr Know-how im Sinne von Tipps und Tricks weiter. Ziel der Beratungsperson ist es, die Kunden durch fachliche Hilfestellungen in ihrer beruflichen Entwicklung zu unterstützen.
3. Training
Training kann einerseits zur Entwicklung oder Veränderung von Verhaltensweisen und andererseits zur Vermittlung und Festigung von Wissen eingesetzt werden. Ein Trainer ist ein Fachexperte, der Spezialwissen vermittelt, die Inhalte und Anleitungen zur Umsetzung vorgibt und durch Übungen festigt.