Die Arbeitswelt ist im Umbruch. Die klassische Vollzeitanstellung oder Selbstständigkeit weicht neuen und flexiblen Arbeitsmodellen. Die Grenzen zwischen selbstständiger und unselbstständiger Tätigkeit zerfliessen speziell bei Bildungsfachleuten und Begleitpersonen. Viele sehen nun in diesen Zeiten des Umbruchs eine Chance, sich endlich einen Ruck zu geben und den langersehnten Traumjob mit einem eigenen Unternehmen als Bildungsfachperson, Coach oder Mentor/in auszuüben.
Frühere Generationen entschieden sich für einen Beruf und einen Arbeitgeber, denen sie oft ein Leben lang treu blieben. Sie konnten mehr oder weniger gemächlich die Karriereleiter emporsteigen. Die globalisierte Wirtschaft verlangt heute nach Flexibilität und Mobilität. Traditionelle Arbeitsformen in Anstellung oder Selbstständigkeit weichen der Portfolioarbeit. Gerade Bildungsfachleute und Begleitpersonen sind von dieser Entwicklung betroffen. Der Weg zur Selbstständigkeit oder «Teil-Selbstständigkeit» (zum Beispiel mittels Mandatschaften oder Lehraufträgen) ist für Bildungsfachleute und Begleitpersonen jedoch nicht immer einfach oder automatisch erfolgversprechend. Viele Parameter entscheiden, ob jemand in diesem Berufsumfeld Erfolg haben wird oder nicht. Warum ist aber gerade jetzt der ideale Zeitpunkt, um sich als Erwachsenenbildner/in, Coach oder Mentor/in selbstständig zu machen? Einerseits fordert(e) die Corona-Pandemie ihren Tribut. Arbeitsplätze werden gestrichen und Firmen sind zurückhaltend mit Neueinstellungen. Viele sehen in einer Selbstständigkeit eine verlockende Möglichkeit der Krise zu begegnen. Andererseits konzentrieren sich Personalentwickler/innen grosser Firmen auf strategische Themen. Nichtstrategische Inhalte werden eingekauft und für Projekte befristete Aufträge vergeben. Regionale Arbeitsvermittlungszentren und Anbieter von arbeitsmarktlichen Massnahmen sehen sich in wirtschaftlichen Boomphasen mit Überkapazitäten konfrontiert. In Rezessionsphasen fehlen dann die abgebauten RAV-Berater/innen und Trainer. Bildungsanbieter gleichen Nachfrageschwankungen mit der flexiblen Vergabe von Lehraufträgen aus. Dies ist der wachsende Markt für Portfolioarbeiter. Und auch das Betriebliche Mentoring gewinnt an Bedeutung. Vielerorts werden viele fachlich solide und ausgebildete Betriebliche Mentorinnen und Mentoren gesucht.
Sinnstiftende Aufgabe als Treiber
Besonders hier können unter anderem auch die Vertreter/innen der «Silver Society» mit ihren Skills, Erfahrungen und dem strategischen und breitgefächerten Wissen punkten. Das ist natürlich eine Chance, sich zu verwirklichen, einen sinnvollen und Sinn stiftenden Job zu erfüllen sowie gleichzeitig auch sein eigenes Business aufzubauen. Wer sich aber mit über 50 Jahren auf Arbeitssuche begibt braucht viel Ausdauer, ein gutes Netzwerk und auch etwas Glück. Diese Erkenntnis ist nicht neu. Die Covid-Pandemie verschärft die angespannte Jobsituation zusätzlich. Nach 200 Bewerbungen stellt sich früher oder später die Frage: Soll ich mein Schicksal nicht besser selbst in die Hand nehmen und mich selbstständig machen?
Wie schon erwähnt ist in einem Berufszweig die Nachfrage in den letzten Jahren stark gestiegen: Beim betrieblichen Coaching und Mentoring. Hier ist in vielen Unternehmen der Bedarf gross, denn mit der Covid-Situation gehen Veränderungen innerhalb der Betriebe einher: Umstrukturierungen, Job-Rotation, neue Rollen und Aufgaben. Und leider auch Entlassungen – ob mit einem goldenen oder ohne Fallschirm und manchmal auch ohne Soziallösungen oder Abfindungen. Geht man aber davon aus, dass viele Unternehmen die Covid-Krise mit einer Umstrukturierung oder neuen Aufgaben ohne Entlassungswelle anstreben, kommen oft die betrieblichen Coaches zum Einsatz.
Sein eigenes Know-how weitergeben zu dürfen oder Menschen in schwierigen Situationen oder Veränderungsprozessen zu begleiten ist in der Tat sehr sinngebend und erfüllend. Das ist auch die Aufgabe der Coaches. Immer mehr wollen sich auf diesem Fachgebiet einen Namen machen. Aber auch wenn viele sich zum Coach berufen fühlen, sind nicht alle dafür qualifiziert. Schnell kann man in einer Coaching-Rolle eine Situation «verschlimmbessern» oder Schaden anrichten. Wer es wirklich ernst meint, kommt um eine fundierte Ausbildung nicht herum. Coaches sind nämlich nicht einfach Begleiter/innen. Im Zeitalter der digitalen Transformation und der neuen Herausforderungen in der Arbeitswelt der Zukunft sind Coaches dann besonders gefragt, wenn sie ein breites Spektrum an Coachingtechniken mitbringen, um sich jeder Situation und allen Bedürfnissen anzupassen. Daniel Herzog, CEO der Lernwerkstatt Olten, die eine moderne Ausbildung zum Coach entwickelt hat, bei welcher der Transformation der Arbeitswelt Rechnung getragen wird (www.coach-werden.ch): «Für uns sind Coachingkompetenzen, neben Beratungs- und Trainingskompetenzen die Schlüsselfähigkeiten von Führungskräften und Bildungsfachleuten der Zukunft. Ein zwölftägiger Lehrgang bildet die Basis. In zwei weiteren Bausteinen führen wir unsere Kunden hin bis zur Berufsprüfung Betriebl. Mentor/in mit eidg. Fachausweis oder neu auch zu zwei Certificate of Advanced Studies (CAS).»
Auf die richtige Wahl kommt es an
Daniel Herzog hat in seiner Karriere im Bildungsbereich selber vier Firmen gegründet und weiss was Selbstständigkeit bedeutet. «In erster Linie mal viel Arbeit und Unsicherheit, dann aber auch grosse Erfüllung und Spass, wenn es funktioniert» meint er. Drei der von ihm alleine oder mit Partnern gegründete Firmen sind heute erfolgreich am Markt tätig. Eine kam nie richtig zum Fliegen. Das heisst eine gewisse Risikobereitschaft und Frustrationstoleranz ist auch nötig. Besonders Freude bereitet Herzog die Lernwerkstatt Olten, welche sich den letzten 24 Jahren zum führenden Bildungszentrum für lebendige Erwachsenenbildung, wirkungsvolles Coaching und zielführendes Mentoring mit 30 Standorten entwickelt hat. «Schon seit vielen Jahren stehe ich nicht mehr auf um Arbeiten zu gehen, meine Geschäftsleitertätigkeit fühlt sich eher wie ein tolles Hobby an. Dies ist ein grosses Privileg, das eine erfolgreiche Selbstständigkeit und Unternehmertum mit sich bringen können», sagt Herzog.
Zehn Voraussetzungen
Soll man sich nun als Arbeitssuchende/r in die Selbstständigkeit als Trainer oder Coach begeben? Herzog rät zur Vorsicht. Schon oft habe er Personen gesehen, die all ihre Kraft und auch Geldreserven bis hin zu ihrem angesparten Alterskapital in eine vermeintlich einzigartige Geschäftsidee gesteckt haben und nach zwei Jahren frustriert und finanziell am Ende aufgeben mussten. Oft werden Aufwand und Ertrag falsch eingeschätzt. Speziell für die Trainerbranche hat die Lernwerkstatt Olten einen Honorarkalkulator entwickelt. Damit können selbstständige Trainer den Tageshonorarsatz für Tätigkeiten in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung berechnen. Selbstständigkeit hat viele Vorteile. Der aktuell angespannte Arbeitsmarkt und Schwierigkeiten einen Job zu finden sollten aber nicht primärer Beweggrund für das Abenteuer Selbstständigkeit sein, ist Herzog überzeugt. Man kann zehn Punkte für eine erfolgreiche Selbstständigkeit folgendermassen zusammenfassen: Es braucht eine konkrete Geschäftsidee, Fach- und Branchenkenntnisse, ein hohes Engagement, Risikobereitschaft, Selbstdisziplin und Durchhaltevermögen, eine robuste Gesundheit, betriebswirtschaftliches Know-how, etwas finanzielles Polster, viel Marketing- und Verkaufstalent und heutzutage sehr wichtig – ein gutes Beziehungsnetz.
Stellenplattform und Lohnrechner
Auf der Stellenplattform für Bildungsfachleute finden Stellensuchende Angebote und Lehraufträge in allen Bereichen der Erwachsenenbildung. Arbeitgeber können Profile von Bildungsfachleuten einsehen, die neue berufliche Aufgaben suchen. Die Anzeigen sind für Arbeitgeber und Stellensuchende kostenlos.
Der Online-Lohnrechner hilft Bildungsfachleuten und Begleitpersonen, ihren Marktwert zu bestimmen. Durch Eingabe des Alters, der Funktion, des Arbeitsortes und des Beschäftigungsgrades erhalten Bildungsprofis eine individuelle Lohnempfehlung.