Spannende Präsentationen zu gestalten ist einfach. Aber auch eine Herausforderung. Wer jedoch ein paar Grundregeln beachtet, kann sich auf viele positive Reaktionen der Zuhörer freuen. Und ein Tipp vorneweg: Der Mut, «merkwürdig » zu sein, wird belohnt.
«Folie 1 von 177» stand auf der Startfolie einer Präsentation. Der erste Gedanke hierzu ist in der Regel: «Ups, das wird ein langer Ritt.» Inhaltlich bleibt in der Regel bei einer monoton und ohne Medienwechsel durchgeführten Präsentation nicht sehr viel hängen. Darin sind sich alle einig, die sich mit Keynotes, Präsentationen oder Seminaren auskennen.
Sollte es passieren, dass man dennoch in die Situation kommt, dass die Aufmerksamkeitskurve sinkt, kann entgegen gewirkt werden: Geht man davon aus, dass die Zuhörer/innen maximal 20 Minuten an der Stange gehalten werden können, ist es ratsam, den Vortrag durch eine Aktivität zu unterbrechen. Auch bei grossen Teilnehmerzahlen ist dies möglich. Ein Tipp vorneweg: Formulieren Sie beispielsweise eine Frage oder eine Hypothese, welche die Teilnehmenden mit dem Sitzpartner kurz diskutieren sollen. Sie können dann durchaus einige Teilnehmerstimmen abholen.
Ist es unumgänglich, dass man eine Powerpoint-Präsentation vorstellt, gilt eine Faustregel: Jede Folie sollte zwei bis drei Minuten erläutert werden, wobei diese maximal fünf Zeilen und nur Stichworte enthalten sollten. Bilder unterstützen den Text zusätzlich. Animationen sind nett, aber sie lenken vom Inhalt ab. Bei kleineren Gruppen kann man durchaus mal einen Gedanken am Flipchart live entwickeln.
Wer erinnert sich an Dich? Sei ruhig «merk-würdig»
Ob eine Präsentation zum Erfolg wird, entscheidet sich in den ersten Minuten. Die Zuhörenden müssen zu Beginn des Vortrages zur Überzeugung gelangen, dass es sich lohnt, aufmerksam zu sein. «Langweilen Sie Ihre Gäste nicht mit organisatorischen Aspekten, einer langfädigen Vorstellung oder einem ausufernden Firmenporträt », sagt Lernwerkstatt CEO Daniel Herzog, der eine über 30jährige Erfahrung mitbringt als Keynote und Kursleiter. Man müsste, so Herzog weiter, den Start unkonventionell und «merkwürdig» gestalten, damit der Auftritt in Erinnerung bleibt. «Merkwürdig» heisst genau betrachtet «des Merkens würdig». Und: «Starten Sie mit einer Geschichte, einem Zitat, einer unerwarteten Handlung oder einem kleinen Experiment. Zeigen Sie zudem auch den Nutzen der Präsentation auf, um die Teilnehmenden zu motivieren.» Wenn der merkwürdige Einstieg gelungen ist, soll auch ein «haftender Abschluss » gelingen. Das heisst: Der Vortrag sollte einem Feuerwerk gleich mit einem Schluss Schlussbouquet enden. Daniel Herzog: «Kommen Sie beispielsweise auf die Geschichte vom Anfang zurück oder formulieren Sie eine eindrückliche Take Home-Message. Also seien Sie ruhig ein bisschen merk-würdig.»
Präsentationstechnik – Tipps und Tricks von Daniel Herzog
1. Analysieren Sie Ihre Zielgruppe
- Wer sind meine Zuhörer? (Alter/Geschlecht, Herkunft, Schul-/Berufsbildung, Sprache)
- Wie ist die aktuelle Situation der Zuhörer? (Freiwillige Teilnahme, Arbeitsplatz, Tätigkeit, Motivation?)
- Wo stehen die Zuhörer in Bezug auf den Inhalt? (Vorwissen, Bedeutung für die Praxis?)
- Welche Erwartungen oder Einstellungen haben die Zuhörer? (Einstellung zum Thema, Fantasien/Gerüchte, mögliche Erwartungen an die Präsentation?)
- Was geschieht nach der Präsentation? (Wird das Gehörte direkt angewendet, hat die Präsentation direkte Auswirkungen auf die Lebens-/Arbeitsgestaltung?)
2. Stoff reduzieren
- Stoff grosszügig reduzieren, vereinfachen, weglassen
- Reduktion auf Inhalte mit grossem Nutzen und Praxisbezug für die Zuhörer
- Überlegen Sie, was Sie mitteilen (zentrale Botschaft) und was Sie erreichen wollen (Ziel)
- Beschränken Sie sich auf die wichtigsten drei Argumente oder Inhalte
3. Notizen auf Karten
- Schreiben Sie Ihre Notizen auf postkartengrosse Kärtchen
- Benutzen Sie kein weisses («strahlendes»), sondern pastellfarbenes Papier
- Schreiben Sie mit grosser Schrift, damit Sie es auch lesen können
- Gestalten Sie Ihre Stichwortzettel übersichtlich, grafisch, farblich
- Notieren Sie wirklich nur Stichworte, keine ganzen Sätze. Dazu gehören auch Verben, nicht nur Substantive.
- Vergessen Sie Bilder und Beispiele nicht
- Nummerieren Sie Ihre Kärtchen, beschriften Sie nur einseitig
- Memorieren Sie vor dem Auftritt, was auf Ihren Kärtchen steht, damit Sie mit einem Blick finden, was Sie gerade brauchen
4. Struktur geben
- Ziele und Ablauf bekannt geben
- Während der Präsentation Bezug auf die Ziele nehmen
5. «Merk-würdig» sein
- Präsentationstart unkonventionell und «merk-würdig» gestalten
- Langfädige Vorstellung und ausuferndes Firmenporträt vermeiden
- Nutzen der Präsentation aufzeigen
- Mit Emotionen arbeiten, Geschichten erzählen, Beispiele aus der Praxis der Teilnehmenden einbinden, plakativ (bildhaft) reden
- Gestalten Sie einen haftenden Abschluss
6. Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte
- Inhalte visualisieren
- Bei 20 Minuten Präsentationszeit maximal zehn Folien einsetzen, mit je maximal fünf Zeilen und fünf Stichworten pro Zeile
7. Mimik und Gestik
- Formulieren Sie frei, lesen Sie nicht vom Zettel ab (Glaubwürdigkeit)
- Achten Sie auf einen festen Blick
- Setzen Sie Mimik und Gestik angepasst ein
- Blicken Sie nach der Beendigung noch ein paar Sekunden in das Publikum
SVEB-Zertifikat
Die Lehrgänge zum SVEB-Zertifikat Kursleiter/in und Praxisausbilder/in gelten heute in der Schweiz als Standard-Ausbildung für Personen, die Lernveranstaltungen professionell gestalten und durchführen wollen. Über 55‘000 Mal wurde das begehrte Zertifikat bereits verliehen. Die Lernwerkstatt ist mit jährlich 90 Durchführungen und 1‘000 Teilnehmenden an 30 Kursorten der bedeutendste Anbieter.