Das Wort «Nachhaltigkeit» wird seit Jahren stark strapaziert. So auch beim Thema Aus- und Weiterbildung. Ein «Nachhaltigkeitsnachweis» beziehungsweise eine «nachhaltige Wirkung» ist vielen Lernenden wichtig. Eine Möglichkeit, Nachhaltigkeit zu erzeugen ist das Training der Reflexionsfähigkeit.
Der Mensch besitzt – nach heutigem Wissenstand – als einziges Lebewesen die Fähigkeit, über sich selbst nachzudenken. Diese Fähigkeit zur Selbstreflexion ist wertvoll, jedoch nicht bei allen Menschen gleich ausgebildet. Die gute Nachricht: Man kann sie trainieren.
Nachhaltigkeit bei Lernenden kann man durch methodisch geschicktes Vorgehen, durch Erlebnisse und praxisbezogene Beispielen erzeugen. Ein anderer Weg geht über die Selbstreflexion, beziehungsweise die Reflexionsfähigkeit. Und so geht das: Man erinnert sich an das Geschehene und überlegt für die Zukunft. Die Erfahrungen prägen und erlauben, sich selbst weiter zu entwickeln. Die Reflexionsfähigkeit ist deshalb eine der praxisrelevanten Schlüsselkompetenzen. Diese leiten sich von den Anforderungen der Arbeits- und Lebenswelt ab und beziehen sich auf die Gegenwart und das was noch kommen mag.
Reflektieren – das ist das Innehalten, der Perspektivenwechsel und die kritische Betrachtung der eigenen Werthaltungen, Stärken und Schwächen. Umso eher Lernende in der Lage sind ihre Arbeit, ihre Haltung zu reflektieren umso eher können sie ihr Lernen und Handeln bewusst kontrollieren und steuern. Das bewusste Nachdenken über gelaufene Prozesse, also auch über das Zustandekommen von Ergebnissen gehört dazu. Wird ein solcher Prozess zugelassen, kann dies für den Lernerfolg bedeutsam werden und stärkt mitunter die metakognitiven Kompetenzen.
Selbstbild schärfen und eigene Widersprüche erkennen
Je besser Lernende sich kennen, umso eher gelingt es, den eigenen Lernprozess zu planen, zu regulieren und letztendlich auch zu optimieren. Es ist wichtig, den Zusammenhang von Anforderungen und eigener Anstrengung, dem Einsatz von Lernstrategien und dem Lernerfolg zu verstehen.
Die Verschriftlichung der eigenen Gedanken ist hilfreich und wird deshalb während der Ausbildung in Form einer Lerndokumentation gefordert. Die bewusste Selbstreflexion im Anschluss an eine Handlung oder Aufgabe bringt oftmals tiefergreifende Einsichten und Erkenntnisse, da sie aus einer gewissen Distanz und somit einer eher objektiveren Wahrnehmungen betrachtet werden können.
Erfahrenes wird dabei in Verbindung mit dem bestehenden Wissensschatz und dem eigenen Selbstbild gebracht, wobei Widersprüche und kritische Fragen aufkommen können und sollen. Auch Fehler und Defizite werden so sichtbar. Diese Defizite können als Chance zur Optimierung interpretiert und als Teil der Entwicklung akzeptiert werden. Das eigene Verhalten, wie auch das Verhalten anderer, kann dabei neu bedacht, dadurch besser verstanden und in Bezug zu alternativen Handlungsoptionen gesetzt werden.
Lernende lernen so zudem Verantwortung für die eigene Weiterentwicklung in allen Kompetenzbereichen zu übernehmen (emotionale Kompetenz, Gruppen- und Beziehungskompetenz, Auftritts- und Kommunikationskompetenz, Fachkompetenz).
Netzwerk, Austausch und Inspiration
Am Berufsbildungs-Event 2020 der Lernwerkstatt Olten wird auch dieser Workshop angeboten. Bei Bildungsfachleuten gehört die Veranstaltung zu den heissesten Workshop-Geheimtipps. Am Berufsbildungs-Event 2020 kann man aus einer Vielzahl von Workshops auswählen, netzwerken, viel von Fachleuten aus der Praxis lernen, sich austauschen und Spass haben. Diese einmalige Gelegenheit zum informativen, intensiven, spielerischen und auch kreativen Austausch, der bei den bisherigen Teilnehmenden eine grosse Nachhaltigkeit erzeugte, nehmen immer mehr Bildungsfachleute und Interessierte wahr. Der Berufsbildungs-Event 2020 steht unter dem Motto «Bleiben Sie fit in der Berufsbildung!». Die Teilnehmenden stellen ihr persönliches Fitnessprogramm zusammen, indem sie aus den jeweils vier parallel stattfindenden Workshops die bevorzugten auswählen. Im «Fitnessraum» besteht die Gelegenheit, sich auszutauschen und Inspirationen für die eigene Berufsbildner-Tätigkeit zu holen. Die Daten: DI 17. / MI 18. / DO 19. März 2020, 08.45 – 16.45 Uhr im Kurs- und Seminarzentrum Sälihof, Olten.
Das Training
Um die Selbstreflexion bei Lernenden bewusst zu trainieren und zu optimieren benötigt es die Begleitung und Unterstützung der Lernenden durch den/die Berufsbildner/in. Präzise Fragestellungen ermöglichen insbesondere zu Beginn der Ausbildung ein strukturiertes Vorgehen.
Mögliche Fragestellungen zur Reflexion des Arbeitsprozesses wären zum Beispiel:
- «Was war das Ziel?»
- «Wie bin ich vorgegangen?»
- «Was gilt es bei dieser Arbeit besonders zu beachten?»
- «Wie habe ich die Arbeit geplant/ausgeführt?»
Mögliche Fragestellungen zu den Lernprozessen und -ergebnissen, um Schlussfolgerungen zu ziehen, wären:
- «Was ist mir bei der Ausführung gelungen?»
- «Welche Aufgaben konnte ich ohne Schwierigkeiten bewältigen?»
- «Wie bin ich mit Schwierigkeiten umgegangen?»
- «Worauf muss ich bei einer nächsten Durchführung mein Augenmerk richten?»